Russland wütet nach Ukraine-Angriffen auf Frühwarnsysteme – und will Machtwort aus den USA (2024)

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Von: Kathrin Reikowski

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Russland wütet nach Ukraine-Angriffen auf Frühwarnsysteme – und will Machtwort aus den USA (1)

Die Ukraine könnte mit einem mutmaßlichen Angriff auf ein russisches Atom-Frühwarnsystem eine gefährliche Linie überschritten haben. Moskau reagiert.

Moskau – Russland droht den USA im Ukraine-Krieg: Es werde Konsequenzen dafür geben, dass mutmaßlich die Ukraine durch einen Angriff Beeinträchtigungen an einem russischen Raketenfrühwarnsystem verursacht hat. „Die Antworten können asymmetrisch sein“, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow am Montag in Moskau.

„Das Kiewer Regime hat nicht zum ersten Mal versucht, das normale Funktionieren wichtiger Kettenglieder unserer Militärorganisation zu zerstören, auch solcher aus dem strategischen Bereich“, wurde Rjabkow am Montag von der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zitiert. Der für Fragen der nuklearen Rüstung zuständige Vizeminister warf den USA vor, sich „maximal unverantwortlich“ zu verhalten, weil sie solche ukrainischen Angriffe nicht unterbinden.

Angriffe auf sensible Ziele im Ukraine-Krieg: Russland warnt die USA

Hintergrund:

Ende Mai waren in russischen und ukrainischen Telegramkanälen Fotos einer beschädigten Radaranlage in Armawir in Südrussland aufgetaucht. Die Schäden könnten durch einen ukrainischen Drohnenangriff verursacht worden sein. Ebenso gab es Hinweise auf einen Angriff auf ein weiteres russisches Großradar bei Orenburg im Süden des Uralgebirges. Die Anlagen sollen über Tausende Kilometer hinweg Raketenstarts orten. Ihr Ausfall könnteRusslandsFähigkeit beeinträchtigen, angreifende Interkontinentalraketen zu erkennen.Das nukleare Gleichgewicht beruht darauf, dass jede Atommacht jederzeit erkennen kann, ob sie angegriffen wird. Doch es könnte damit sein, dassRusslandsWarnsystem teilweise geblendet worden ist. (Quelle: dpa)

Westliche Experten bezweifeln, dass die Ukraine einen direkten militärischen Nutzen von der Ausschaltung solcher Radaranlagen hat. Diese seien nicht für den Nahbereich ausgelegt, schrieb der österreichische Oberst Markus Reisner auf der Website des Bundesheeres.Russlandhabe andere Möglichkeiten, den Abschuss von ATACMS-Kurzstreckenraketen zu erkennen, mit denen die USA die Ukraine beliefert haben.

Reisner spekuliert über eine Beteiligung der USA: „Es ist daher durchaus schlüssig, dass die USA mit dem durch die Ukraine ausgeführten Angriff auf die Voronezh-DMs in Armawir Russland zeigen möchte, dass man die unerträgliche Situation der russischen Drohungen mit Atomwaffen nicht länger akzeptieren möchte.“

Österreichischer Militärexperte: Die Lage der Ukraine ist ernst, Krieg ist erneut eskaliert

„Ist dies tatsächlich der Fall, lassen sich zwei weitere Feststellungen treffen: Erstens ist die Lage in der Ukraine überaus ernst und zweitens ist der Krieg um die Ukraine neuerlich eskaliert“, schreibt Reisner weiter. „Es bleibt nun abzuwarten, wie oder ob Russland auf diesen Angriff auf seine nukleare Abschreckungskapazität reagiert.“

Das russische Frühwarnerkennungssystem sei Teil der nuklearen Abschreckungsstrategie des Landes. „Der Angriff auf Armavir könnte die Bedingungen erfüllen, die Russland im Jahr 2020 öffentlich für gegnerische Angriffe festgelegt hat, die einen nuklearen Vergeltungsschlag auslösen könnten.“ Hinzu komme der Umstand, dass eine mögliche Zusammenarbeit Russlands mit seinen engen Verbündeten im Raum eingeschränkt wurde, zum Vorteil von engen Partnern der USA.

Ukraine greift Ziel in Russland an: Westliche Militärexperten uneins über Schäden an atomarem Frühwarnsystem

Der US-amerikanisch-schottische Militärexperte Philipps O´Brien ist anderer Meinung: Er schreibt in seinem Blog, die Ukraine habe mit dem mutmaßlichen Angriff mehrere Punkte deutlich gemacht: Sie sei erstens in der Lage, Ziele in Russland anzugreifen, auch ohne die Unterstützung der USA. Zweitens habe sie möglicherweise zeigen wollen, dass Russlands Atomdrohungen nur leere Drohungen seien.

In der Welt sieht Ex-General Wolfgang Richter ein erhebliches Eskalationspotential. Er ist der Meinung, dass es für die Ukraine möglich sein müsse, im laufenden Gefecht um Charkiw auch Artillerie auf russischem Boden anzugreifen. Der Angriff auf das Frühwarnsystem sei anders: „Wenn man das tut, spielt man mit dem Feuer. Denn das ist wirklich das Drehen an der Eskalationsschraube. Und das muss natürlich verhindert werden.“

Ähnlich hatte sich der norwegische Militärexperte Thord Are Iversen geäußert: Es sei in Zeiten internationaler Spannungen keine gute Idee, solche Objekte anzugreifen,erklärteer auf X. „Es gibt haufenweise Ziele in Russland, die man mit Drohnen angreifen kann. Und es gibt eine Handvoll Ziele, die man vermeidet, und dies gehört dazu.“ Trotzdem sei er für die Strategie, die Ukraine gegen Russland zu unterstützen, er zweifle nur an dieser Entscheidung der Ukraine.

Moskau lässt Art der Reaktion auf mutmaßlichen Angriff auf Frühwarnsystem offen

Wie genau die Konsequenzen aussehen sollen, ließ man am Montag in Moskau offen: Der russische Vizeaußenminister Rjabkow nahm für sein Land in Anspruch, an Fragen des nuklearen Gleichgewichts sehr verantwortlich und vorsichtig heranzugehen. Deshalb verbiete es sich, darüber zu reden, wie die Moskauer Reaktion aussehen werde, sagte er. Er verwies auf Aussagen von Präsident Wladimir Putin in Taschkent in Usbekistan. Dieser hatte den europäischen Ländern mit „ernsten Folgen“ gedroht, sollte die Ukraine ihre westlichen Präzisionswaffen gegen russisches Staatsgebiet einsetzen dürfen.

Friedensorganisationen wie die Organisation Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkriegs zeigen sich besorgt und fordern die Bundesregierung auf, die Friedenskonferenz in der Schweiz im Juni dafür zu nutzen, die Verhinderung eines Atomkriegs zur obersten Priorität zu machen. (dpa/kat)

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